Mia + Rüdiger

rma

Schlossrunde 


Wenn wir in Heidelberg sind machen wir häufig unsere Schlossrunde. 







Mia hat dazu ein Gedicht geschrieben:

FÜR KENNER

Kennst du die Ecke
am Elisabethentor
wenn schläfrige Sonnenfinger 
über den Ottheinrichsbau 
streichen

Kennst du den warmen
Flecken Rasen
hinter dem moosigen Vater Rhein 
wo die Sonne mittags 
neben dir sitzt

Kennst du die feine 
nachtlaue Strähne 
Fliederduft längs 
der Scheffelterasse
da vor dem Gingo Biloba

Kennst du die weisse 
Wattewolke die 
nachtschwanger sich
vom Neckar löst 
um auf halber Höhe 
zwischen Heiligenberg 
und Hackteufel
weiterzusegeln

dann kennst du 
meine Perle




Nur ein paar Meter von unserer Haustür entfernt befindet sich der Liselotte Brunnen. Er erinnert an Liselotte von der Pfalz die 1652 im Heidelberger Schloss geboren wurde. Liselotte, die sich selber später als „dolle Hummel“ charakterisierte, ritt im Galopp über die Hügel um Heidelberg und genoss ihre Freiheit. Oft schlich sie sich in aller Frühe aus dem Schloss, um auf einen Kirschbaum zu klettern und sich mit Kirschen vollzustopfen. 


Mein gott, wie offt habe ich in dem berg kirschen gefreßen morgendts umb 5 uhr mit ein gutt stück brodt! Damahl war ich lustiger, alß ich nun bin.“

Lielotte Brunnen


Mit 19 Jahren wurde sie aus politischen Gründen mit dem Bruder des französischen Königs verheiratet und führte mit diesem eine unglückliche Ehe. Philipp interessierte sich mehr für Männer als für seine Frau

Vielen Dank an D. die jedes Jahr den Brunnen mit Blumen schmückt.

Ein paar Meter weiter der Blick auf die im neugotischen Stil erbaute Villa Remler. Diese Villa wird nun seit Jahren saniert. Kaufpreis und Sanierungskosten liegen nach HörenSagen im zweistelligen Millionenbereich. Ob hier mehr als nur die Fassade gewaschen wurde?

Villa Remler


Nachdem man durch das Tor den Schloßgarten betreten hat befindet man sich im Stückegarten. Gleich links die Tafel mit dieser Inschrift:

Auf der Terrasse hochgewölbtem Bogen
War eine Zeit sein Kommen und sein Gehn;
Die Chiffer, von der lieben Hand gezogen,
Ich fand sie nicht, sie ist nicht mehr zu sehn!

O schließt euch nun, ihr müden Augenlider!
Im Dämmerlicht der fernen schönen Zeit
Umtönen mich des Freundes hohe Lieder;
Zur Gegenwart wird die Vergangenheit.

Schließt euch um mich, ihr unsichtbaren Schranken;
Im Zauberkreis, der magisch mich umgibt,
Versenkt euch willig, Sinne und Gedanken;
Hier war ich glücklich, liebend und geliebt.



Diese Verse schrieb Marianne von Willemer in Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit Goethe in den Herbsttagen des Jahres 1815. Goethe war 65, als er mit der 35 Jahre jüngeren Marianne von Willemer – die Ehefrau eines Freundes - eine Affäre hatte. Unter den zahlreichen Musen Goethes war Marianne die einzige Mitautorin eines seiner Werke, der „Divan“ enthält auch – wie erst postum bekannt wurde – einige Gedichte aus ihrer Feder.

Wie das Beispiel Liselotte zeigt, war es zur damaligen Zeit üblich, dass Ehen aus politischer Räson geschlossen wurden.

Mit Friedrich V. und Elisabeth war das anders. Die beiden haben sich wohl wirklich geliebt. 13 Kinder und das Elisabethentor sind wohl der beste Beweis. Er ließ es 1615 für seine Ehefrau Elizabeth Stuart erbauen. Der Legende nach war es ein Geburtstagsgeschenk und soll in nur einer Nacht errichtet worden sein.

Elisabethentor




Unser Lieblingsplatz ist der Endpunkt der Scheffelterasse. Man hat hier einen zauberhaften Blick auf Schloss, Altstadt, Alte Brücke und den Philosophenweg. Wir konnten lange Zeit nicht hier sein. Die Mauern mit den „hochgewölbten Bögen“ und das Geländer musste saniert werden. 

Scheffelterasse



Bei einer Schlossrunde im September 2016 sahen wir einen Container mit den alten Säulen die entsorgt werden sollten. Der Kapo hat uns gesagt, dass wir gerne eine mitnehmen könnten und hat uns sogar eine Säule in Plastik eingepackt! Die hab ich dann nach Hause geschleppt. Im Keller wartet die nun darauf demnächst nach Schweden transportiert zu werden um dort als Sockel für ein neues Objekt zu dienen. Eine Originalsäule aus dem Schlossgarten auf der Landstelle. Ich freu mich schon darauf. 

Mittlerweile ist das Objekt fertig. So sieht  Das Ergebnis aus: Link zum Segelobjekt 2017


tt



Ihren Namen hat die Scheffelterrasse vom Dichter Joseph Victor von Scheffel, Der Stein zeigt ein Medaillon mit dem Bildnis Scheffels, das als Abguss vom Scheffelgrab in Karlsruhe genommen wurde.
Scheffel schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon wurde als Studentenlied populär.


Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.


Ich bin in Durlach groß geworden. Da müsste mir Scheffel - in Karlsruhe geboren und gestorben – eigentlich nahe stehen. Wegen seiner burschenschaftlichen Aktivitäten und seine sehr nationalistische Einstellung hab ich aber nicht so viel am Hut mit ihm. Ausgenommen der Kater Hiddigeigei, der im Trompeter von Säckingen von der Kirchtumspitze singt:


tt

 
Von des Turmes höchster Spitze
Schau' ich in die Welt herein,
Schaue auf erhab'nem Sitze
In das Treiben der Partein.
Und die Katzenaugen sehen,
Und die Katzenseele lacht,
Wie das Völklein der Pygmäen
Unten dumme Sachen macht

Doch was nützt's? ich kann den Haufen
Nicht auf meinen Standpunkt ziehn,
Und so laß ich ihn denn laufen,
's ist wahrhaft nicht schad' um ihn.


Nächste Station ist das Goethedenkmal mit einem bronzenen Kopf des Dichters.


 

Ein paar Meter von der Büste entfernt die Goethe-Marianne-Bank. In der Rückenlehne ist ein Wiedehopf dargestellt, der im Orient als Liebesbote galt. Der obere Text auf der Bank lautet:


„Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand.“


Der untere Text soll die Empfindungen Mariannes verdeutlichten:


„Dort wo hohe Mauern glühen, finde ich den Vielgeliebten.“


Vor der Großen Grotte befinden sich ein Wasserbassin mit der Figur des Rhenus („Vater Rhein“). Als die beiden Bassins 1974 restauriert wurden hat man für Salamander, Molche und Kröten Rampen gebaut, damit sie nach der Laichablage die Becken wieder verlassen können.


tt



Auf dem Rückweg kreuzt man die neue Schloßstrasse und hat diesen Blick auf den Schloßberg. Das Fachwerkhaus von D. mit dem Liselottebrunnen davor, dann das liebevoll restaurierte Haus von R. und W. und dann unser Haus.